29. Dezember 2014

Die Erfolgsstory von Naio Technologies

Naio Technologies ist ein junges Unternehmen aus Frankreich, das Roboter für die Landwirtschaft entwickelt und baut. Die Erfolgsgeschichte begann mit einer Crowdfunding-Kampagne.

Wie an die nötigen finanziellen Mittel kommen, um meine Roboter-Idee in die Wirklichkeit umzusetzen? Für viele Jungunternehmer, die in der Robotik-Branche Fuß fassen wollen, stellt sich eben diese Frage. Denn so innovativ und praktisch der Robotertyp am Reißbrett erscheinen mag, ohne Reputation schafft es kaum ein Unternehmen auf konventionellem Wege Geldgeber für sich zu gewinnen.

Viele Erfinder entscheiden sich deswegen dafür, ihr Projekt auf den zahlreichen Crowdfunding-Plattformen zu bewerben und so das nötige Startkapital zu sammeln. Wir haben bereits einige Robotermodelle wie der rClock oder den AirDog vorgestellt, deren Finanzierung auf diese Weise verlief. Nicht immer gibt es genug interessierte Spender und nur in den seltensten Fällen wird der Prototyp zu einem verkaufbaren Produkt auf dem Roboter-Markt. Anders gestaltete sich dies bei dem Unternehmen Naio Technologies. Gestartet mit einer Spendenkampagne für einen Roboter zur Bodenkultivierung, hat es auf dem Markt für Landwirtschaftsroboter Fuß gefasst und bietet mittlerweile weitere Geräte an.

Idee: Effiziente und umweltschonende Landwirtschaftsroboter

Vier Absolventen des „IMERIR“, einer Hochschule für Robotik im südfranzösischen Perpignan, vereinte die Idee, Roboter, die in der Landwirtschaft einsetzbar sind, zu konstruieren. Diese Roboter sollten aber keine großen die Anbaugebiete durchfurchenden Ungetüme sein, sondern sie sollten vielmehr umweltschonend und gleichzeitig effizient ihre Arbeit verrichten. Und so machten sich die vier Freunde daran, Modelle zu kreieren, die diesen Kriterien entsprechen könnten. Nach unzähligen Gesprächen mit regionalen Landwirten und vielen unbrauchbaren Entwürfen, gelang dem Team im Sommer 2011 der Durchbruch: Es baute den ersten brauchbaren Prototypen. Im November desselben Jahres wurde das Unternehmen Naio Technologies gegründet. Bis zum Start der Crowdfuning-Kampagne sollte noch ein ganzes Jahr vergehen, in dem der Roboter auf Herz und Nieren geprüft wurde. Am 23. November 2012 wurde auf ulele.com die Spendenaktion gestartet. Die anvisierten 5.800€ wurden mit Leichtigkeit übertroffen und bis zum 31. Januar 2013 8.730€ gesammelt. Der „Oz“, so der Name des autonomen Kultivierers, wusste auf Anhieb zu überzeugen.

Landwirtschafts-Roboter „Oz“ beim Pflügen

Landwirtschafts-Roboter „Oz“ beim Pflügen © Naio Technologies

Autonomer Bodenkultivierer „Oz“

Die Hauptfunktion des „Oz“ ist die Kultivierung von landwirtschaftlich genutzten Böden. Der kleine Roboter, der lediglich 40 Zentimeter breit und 70 Zentimeter lang ist, wird von einem 500 Watt Motor angetrieben und hat eine Laufleistung von 4 Stunden. Wenn die Batterien ausgeladen sind, begibt sich der „Oz“ selbstständig zur Ladestation. Sobald die Batterien wieder aufgeladen, setzt er seine Arbeit fort. Der Verbrauch des kleinen Helfers ist derart gering, dass laut Herstellerangabe die Energiekosten zur Kultivierung eines Hektars lediglich einen Euro betragen. Die schonende Arbeitsweise, mit der er den Boden bearbeitet, ist ein weiterer Vorteil seiner Kompaktheit und seines niedrigen Gewichts. Denn anders als bei schweren Maschinen wird die Struktur der Erde nicht zerstört.

Der Landwirtschafts-Roboter „Oz“ steht vor dem Bild eines Traktors und eines Roboters

Der „Oz“ ist halb Traktor und halb Roboter © Naio Technologies

Mit gleich mehreren elektronischen Sensoren sowie einer Kamera bestückt, kann er vollständig autonom seine Touren drehen. Selbst das Wenden und das Einfahren in die nächste Reihe von Anbaupflanzen stellt für den „Oz“ kein Problem dar.

Neben der Kultivierung des Bodens kann der Roboter auch zur Messung von relevanten Daten wie beispielsweise des Luftdrucks, der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit eingesetzt werden. Mit diesen Informationen kann der Landwirt den Zustand seiner Pflanzen kontrollieren und den Ausbruch möglicher Krankheiten vorhersehen. Zudem besitzt der Roboter eine Personen-Tracking-Funktion, mit der er als Hilfsfahrzeug beispielsweise bei der Ernte benutzt werden kann. Via SMS kann man ihm Befehle erteilen und Daten abrufen.

 

Nützlichkeit ist wesentlicher Erfolgsfaktor

Naio Technologies hat mit dem „Oz“ eine Erfolgsgeschichte geschrieben und viele Abnehmer gefunden. Durch den Erfolg konnten neue Investoren gewonnen werden. Allein im Juni 2014 wurden 730.000 € für die Entwicklung und Produktion neuer Roboter gesammelt. Die Produktpalette von Naio Technologies ist unlängst erweitert worden: Neben einem Robotertraktor vertreibt die Firma nun auch den elektrischen Werkzeughalter SAM. Das langfristige Ziel des Unternehmens ist es, eine Flotte von Robotern und automatisierten Werkzeugen zu entwickeln, die kooperativ zur Unterstützung bei allen denkbaren landwirtschaftlichen Arbeiten in allen möglichen Anbauarten und -gebieten eingesetzt werden können. Diese Maschinen sollen stets unter der Maxime arbeiten, Umwelt und Effizienz in Einklang zu bringen.

Das Beispiel von Naio-Technologies macht deutlich, dass durch Crowdfunding finanzierte Produkte durchaus erfolgreich sein und sich auch langfristig auf dem umkämpften Markt der Roboter durchsetzen können. Ein entscheidender Faktor ist die Nützlichkeit der Roboter, an der er es zugegebenermaßen vielen Robotermodellen mangelt. Bei Robotern solcher Art, die allenfalls Spielerei sind, stellt man sich fast zwangsläufig die Frage „Wozu?“. Bei den Robotern von Naio Technologies ist dies anders.

Quellen

  • http://naio-technologies.com
  • http://de.ulule.com/projetnaio/