22. April 2015

Boris Hänßler erklärt uns Robotergesetze

Boris Hänßler ist freier Journalist und hat seinen Blog „Robotergesetze.com“ bereits 2012 auf der Blog-Plattform von Spektrum der Wissenschaft, SciLogs, ins Leben gerufen. Er beschäftigt sich mit Robotern, künstlicher Intelligenz sowie der Internet- und Computerkultur, weswegen wir ein Interview, auch im Rahmen seiner kürzlichen Wiederkehr nach einer Blog-Pause, natürlich als besonders spannend erachten.


Boris Hänßler

Boris Hänßler
(Foto: Melanie Grande)

Dana Neumann: Herr Hänßler, wie sind Sie zum ersten Mal mit dem Thema Robotik in Verbindung gekommen?

Boris Hänßler: Als ich in der Schule Informatik-Unterricht hatte, waren Roboter überhaupt kein Thema. Zum Programmieren-Lernen sind eigentlich Roboter ideal – man sieht, was die Programmierung in der physischen Welt verursacht. Aber wie gesagt, damals war das kein Thema. Roboter gab es für mich nur in der Science-Fiction – und da waren sie meistens entweder albern oder extrem bedrohlich. Mit der eigentlichen Robotik kam ich erst in Verbindung, als ich vor einigen Jahren anfing, mich als Journalist auf Informationstechnik zu spezialisieren. Für mich sind Roboter und K.I. bis heute das spannendste Feld innerhalb der IT.

Dana Neumann: Was hat Sie dabei nachhaltig beeindruckt?

Boris Hänßler: Mich beeindruckt immer wieder, wie leicht es mir fällt, Roboter zu vermenschlichen. Das geht vermutlich allen so, die einen Roboter in Aktion erleben. Man weiß, dass es sich um Maschinen handelt und trotzdem nimmt man sie als Wesen wahr, die mehr sind als Soft- und Hardware.

Dana Neumann: Warum haben Sie einen eigenen Blog zum Thema erstellt? Steckt für Sie ein bestimmtes Ziel dahinter, möchten Sie langfristig etwas bewirken oder handelt es sich doch eher um ein Hobby?

Boris Hänßler: Die Idee zu einem solchen Blog hatte ich 2011. Damals hieß er noch „it’s not science“. Ich wollte vor allem über Technologien schreiben, die einst als reine Science-Fiction galten und nun allmählich Realität werden. .Ende 2011 schlug ich der SciLogs-Redaktion von Spektrum.de einen Blog unter dem Namen „Robotergesetze“ vor, der dann im Januar 2012 online ging und „it’s not science“ ablöste. Damit setzte ich den Schwerpunkt auf Roboter. Ein echtes Ziel verbinde ich mit dem Blog nicht. Die Robotik fängt gerade erst an, richtig interessant zu werden. Mir macht es einfach Spaß, mich damit zu beschäftigen und zu sehen, wie sich die Technik wandelt. Und ich möchte das Thema nicht so tiefernst abhandeln.

Dana Neumann: Was gefällt Ihnen daran, einen Blog zu führen und wie ist das Feedback?

Boris Hänßler: Bloggen macht einfach Spaß. Als Journalist schreibe ich zwar ohnehin viel, aber im Blog kann ich unbearbeitet veröffentlichen, was ich gerade entdeckt habe oder was mir einfällt – und muss nicht erst überlegen, ob das Thema wichtig genug für eine Nachricht ist. Das Feedback ist großartig – zwar wird wenig auf der Seite kommentiert, aber ich erhalte viele Rückmeldungen per E-Mail. Wenn ich als Journalist irgendwo hinfahre zu einem Interview werde ich auch recht häufig auf meinen Blog angesprochen. Einmal hat mir ein prominenter Forscher nur deshalb ein Interview kurzfristig zugesagt, weil ihm mein Blog gefiel. Das sind alles Erlebnisse, die mich sehr motivieren.

Dana Neumann: Lässt es sich als freier Journalist vom Thema Robotik leben?

Boris Hänßler: Ich vermute nicht. Mein Schwerpunkt ist Informationstechnik. Robotik ist nur ein Teil meiner journalistischen Arbeit. Ich schreibe auch über ganz andere Themen wie Energietechnik, Medizintechnik, Sicherheitstechnik, manchmal auch Psychologie und Bildung. Man muss extrem flexibel sein, um als Freier zu überstehen.

Dana Neumann: Haben Sie in Ihrer Funktion als Reporter in letzter Zeit ein verstärktes Interesse am Thema feststellen konnte? Gab es z.B. mehr Anfragen von Zeitschriften zu diesem Thema und wenn ja, seit wann?

Boris Hänßler: Ja, die Anfragen zur Robotik haben in den letzten zwei Jahren deutlich zugenommen. Die Robotik wird ja auch jetzt viel interessanter, da allmählich die ersten Consumer-Roboter entwickelt werden – nicht nur solche für das Spielzimmer oder Fabriken.

Dana Neumann: Sind Sie privat ein Fan von Robotik oder wollen Sie nur informieren? Haben Sie außerhalb Ihres Berufes mit Robotik zu tun?

Boris Hänßler: Ich würde mich sicher noch mehr mit Robotern zuhause beschäftigen, wenn sie nicht so teuer wären. Und da ich vier Kinder habe, fehlt mir die Zeit, mich als Bastler und Programmierer zu betätigen. Ich spiele aber schon länger mit dem Gedanken, zumindest ein Lego- oder ähnliches Roboter-Set zu kaufen. Meine Kinder haben schon angekündigt, dass sie mich nicht daran hindern würden.

Dana Neumann: Gibt es für Sie Lieblingsthemen im Bereich Robotik und A.I. bzw. gibt es etwas, über das Sie nicht gern schreiben, also das Sie weniger interessiert?

Boris Hänßler: Ich schreibe am liebsten über die Auswirkungen der Robotik und K.I. auf uns Menschen. Wie wird sich unser Leben verändern? Brauchen wir neue Gesetze? Welche ethischen Fragen wirft die Robotik auf? Welche Berufe werden überflüssig? Wie verhalten sich Menschen gegenüber Robotern? Und natürlich bin ich immer wieder fasziniert, welche schrägen Ideen sich Roboterentwickler und -Forscher einfallen lassen, wie zum Beispiel hitchBOT, der durch Kanada trampte, einen Roboter, der Ostereier bemalt oder einer, der auf Standup-Comedy macht.

Dana Neumann: Wie sieht Ihr persönliches Zukunftsszenario in Sachen Robotik aus, sowohl allgemein auf die Welt bezogen als auch auf Ihr privates Umfeld?

Boris Hänßler: Es steht außer Frage, dass Roboter in Zukunft sehr präsent in unserer Welt sein werden. Sie werden ein normaler Teil unseres Alltags sein. Die Frage ist eher: Wann? Rasenmäher- und Staubsaugerroboter sind schon in viele Haushalte eingezogen. In den kommenden Jahren wird es mehr solcher Consumer-Roboter geben. Ich jedenfalls habe keine Angst vor Robotern – aber ich kann noch nicht genau sagen, welche Art von Robotern ich zuhause künftig gerne haben möchte. Mir fallen freilich eine Reihe von Arbeiten ein, die Roboter gerne übernehmen dürften.

Dana Neumann: Ihre persönliche Einschätzung: Dürfen wir uns über die Entwicklung der Robotik freuen oder müssen wir Angst davor haben?

Boris Hänßler: Ich freue mich über die Entwicklung der Robotik. Die Ängste bei Robotern und K.I. sind meist völlig übertrieben. Natürlich gibt es Konflikte. Ich denke etwa, dass Roboter auf Dauer mehr Arbeitsplätze in der Industrie überflüssig machen als neue zu schaffen. Damit muss eine Gesellschaft umgehen. Auch soziale Fragen, etwa wenn Roboter in Pflegeheimen als menschlicher Ersatz herhalten müssen, sollten thematisiert werden – und natürlich der Einsatz von Militär- und Überwachungsrobotern. Wir sollten bei all diesen Fragen jedoch nie vergessen, dass die menschliche Intelligenz hinter diesen Problemen steckt, nicht eine künstliche.

Dana Neumann: Herr Hänßler, ich danke Ihnen für das Interview.

Boris Hänßler ist freier Journalist und verfasst Berichte, Reportagen, Porträts und Features zu den Themenschwerpunkten Technik und Forschung, insbesondere mit Fokus auf Robotik, künstliche Intelligenz, allgemeine Informationstechnik, Ingenieurwissenschaften sowie Militär- und Sicherheitstechnologien.

Ausführliche Informationen: Homepage von Boris Hänßler, Robotergesetze.com