21. Juli 2015

Die Hacking Box: Im Einsatz für spielerisches Lernen

Kinder wollen Coden und Hacken, aber die Angebote sind rar. Die Technologiestiftung Berlin versucht, dem entgegenzuwirken und verleiht daher an engagierte Personen die Hacking Box, eine Kiste voller Mikrocontroller und Einplatinencomputer. Kein Wunder also, dass die Hacking Box im Rahmen der diesjährigen Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet wurde.

Logo Technologiestiftung

Mit der Hacking Box der Technologiestiftung Berlin macht Coden und Hacken bereits Kindern Spaß

Viele Kinder wollen programmieren, aber die Möglichkeit dazu bietet sich ihnen oft nicht. Denn der Informatikunterricht an Schulen findet kaum statt, was vor allem der geringen Anzahl an Informatiklehrerinnen und -lehrern geschuldet sein dürfte. Im Jahr 2013 wurden laut Angaben des Statistischen Bundesamtes lediglich 149 Informatiklehrerinnen und -lehrer deutschlandweit ausgebildet.

Bei der Technologiestiftung sind wir schon seit Jahren im Bereich der informatischen und naturwissenschaftlichen Bildung unterwegs. Dabei haben wir immer wieder festgestellt, dass es viele engagierte Menschen gibt, meist in ihren 20er oder 30ern, die Kinder gerne ans Hacken und Coden heranführen möchten. Der Grund dafür ist in deren Biographie zu suchen. Die meisten hatten in ihrer Kindheit oder Jugend niemanden, der sie bei ihrem Hobby förderte und unterstützte, obwohl sie sich diese Unterstützung gewünscht hätten. Sie möchten heute gerne die Lücke füllen, die es in ihrer Kindheit noch gab.

An dieser Stelle kommt unsere Hacking Box ins Spiel. Während sich für Hackingevents Räume und Betreuer meist relativ einfach finden lassen, bereitet die Suche nach Arbeitsmaterialien wie z.B. Mikrocontrollern schon mehr Probleme. Im besten Fall lassen sich die Geräte im Freundes- oder Bekanntenkreis auftreiben. Im schlechtesten Fall fällt die Veranstaltung wegen fehlender Geräte ins Wasser. Eine eigene Anschaffung lohnt sich nicht, weil die Geräte dafür zu selten im Einsatz sind. Außerdem bleiben die Organisatoren im Zweifelsfall auf den Kosten für die (eventuell beschädigten) Geräte sitzen.

Hacking Box Kit Das Kit der Hacking Box © Technologiestiftung Berlin

Die Hacking Box der Technologiestiftung Berlin enthält daher je 12 Makey Makey, Raspberry Pis und Arduinos samt Servomotoren, LEDs, Steckbrett und diversem anderen Zubehör und kann kostenfrei ausgeliehen werden. Sie bietet so eine Grundausstattung an Geräten, die für Hackathons, Hackdays, Projekttage oder ähnliche Veranstaltungen eingesetzt werden können. Im Fokus stand dabei, konsequent auf Open Hardware zu setzen. Zudem ist für jede Altersgruppe etwas dabei. Mit einem Makey Makey kann auch eine 7-Jährige ein Eingabegerät für ihr Lieblingsspiel bauen und lernt dabei gleichzeitig etwas über die Funktionsweise des kleinen Controllers.

Die Idee hinter dem Projekt ist damit eigentlich schon vollständig erklärt. Es soll engagierten Personen so einfach wie möglich gemacht werden, Veranstaltungen zum Hacken und Coden eigenverantwortlich auszurichten. Zeitgleich profitieren wir als Organisation von der Ausleihe. Durch sie haben wir nicht nur Kontakt in die Szene, sondern erfahren auch regelmäßig von neuen Trends in dem Bereich. Der Pflegeaufwand der Boxen hält sich zudem in Grenzen. Natürlich fehlt hier und da mal ein Kondensator, auch Kabel kommen gelegentlich abhanden. Diese neu anzuschaffen, kostet allerdings weder viel Geld noch Zeit.

In unserem Fall sind durch die Hacking Box wertvolle Kontakte in die Szene entstanden, die auch für unsere anderen Aktivitäten hilfreich sind. Das spricht sich mittlerweile rum, so dass die Ausleihhäufigkeit zunimmt, was wiederum neuen Input liefert, die Hacking Box weiterzuentwickeln. So wurde sie z.B. schon von Jugend hackt, dem Science Hack Day oder dem Coder Dojo ausgeliehen.

Dass dieses doch recht kleine Projekt dann im Mai 2015 von Deutschland – Land der Ideen als Ausgezeichneter Ort prämiert wurde, hat uns natürlich sehr gefreut und für noch mehr Verbreitung gesorgt. Für die Zukunft planen wir, die Box weiter auszubauen. Dabei liegt der Fokus auf der Produktion elektronischer Musik, mit Hilfe des Raspberry Pi 2 in Kombination mit Open-Source-Software.

Plackette Land der Ideen Gewinner der Initiative „Land der Ideen“ © Technologiestiftung Berlin

Wir können jeder Institution, die sich im Bereich der Medien-, Informatik- oder naturwissenschaftlichen Bildung bewegt, den Aufbau einer Hacking Box empfehlen. Durch diese lassen sich sehr einfach engagierte Personen befähigen, eigene kleine Veranstaltungen zu verwirklichen, ohne dass dies mit einem großen Aufwand verbunden wäre. Außerdem entstehen wertvolle Kontakte in die IT-Community, die für beide Seiten in der Zukunft hilfreich sein können. Bei Fragen zu Möglichkeiten und Aufbau einer Hacking Box stehen wir immer gerne zur Verfügung.

Gastbeitrag von
Sebastian Seitz, Technologiestiftung Berlin (Fasanenstraße 85, 10623 Berlin)
Ausführliche Informationen: Technologiestiftung Berlin, Hacking Box