6. November 2014

Make Munich 2014: Nicht nur gucken, auch anfassen – Maker treffen sich in München

Wo wenige Stunden zuvor noch eine rauschende Halloweenparty gefeiert wurde, standen die Menschen am Samstagmorgen schon wieder Schlange. Um 11 Uhr eröffnete die zweite Make Munich.

Das Logo der Make Munich auf dem Bürgersteig Das Logo der Make Munich weist den Weg zum Messegelände in der TonHalle.

Die Schlange vor dem Eingang der Make Munich Großer Andrang: Vor dem Eingang der Messe ist Geduld gefragt.

Die ungewöhnliche Location passt zur Philosophie der Messe: Hier treffen sich Kreative, Bastler, innovative Denker zum Bauen, Experimentieren, Austauschen, Lernen. Die Halle ist übersichtlich, doch später sollen wir merken, dass sich dort trotzdem ohne Probleme ein ganzer Tag verbringen lässt. Es ist die erste Messe, die wir für Roboterwelt besuchen: Die Neugier ist groß. Wir freuen uns darauf, ganz nach dem Motto der Veranstaltung „Connect, Create & Inspire“ ein paar Gesichter hinter den Unternehmen kennenzulernen und Produkte in die Hand nehmen zu dürfen.

Die Messehalle von obenDie Messe im Überblick: Obwohl die Messehalle nicht sonderlich groß ist, gibt es viel zu entdecken.

Unser Weg führt uns zunächst direkt zum Stand von Zoobotics. Daniel Kocyba, Produktdesigner und Mitgründer, hatten wir uns vorab angekündigt. Er nimmt sich Zeit für uns und erklärt uns, wie der Prototyp ZURI, ein wahlweise vier- oder sechsbeiniger Roboter, funktioniert, wofür er eingesetzt werden kann und woran derzeit gearbeitet wird. Das vollständige Interview könnt ihr demnächst auf Roboterwelt.de lesen.

Lieber Daniel, wir können es kaum erwarten, die neuen Prototypen mit den leistungsfähigeren Servos in der Hand zu halten!

Das Team von Zoobotics mit seinem Roboter ZURI. Das Team von Zoobotics präsentiert seinen Roboterprototypen ZURI.

Der Roboter ZURI der Firma Zoobotics ZURI gibt es aus Papier und Pappe oder aus Kunststoff, wahlweise mit vier oder sechs Beinen.

Der Roboter ZURI von Zoobotics ZURI, hier auf sechs Beinen unterwegs.

Direkt nebenan hat die Open-Source-Software-Initiative Fritzing Position bezogen. Sie stellt ihr „Creator Kit“ vor, das Technikeinsteiger ab 12 Jahren mit interaktiver Elektronik vertraut machen soll. Enthalten ist eine Arduino-Platine, Bastelbögen, mit denen unter anderem ein Roboter gefaltet werden kann, ein umfangreiches Buch mit dem nötigen Grundwissen sowie alle nötigen Materialien zum Ausprobieren und Lernen.

Das Konzept hat uns überzeugt und wir haben bei Fritzing bereits ein Testmodell angefragt. Sobald wir es in den Händen halten, erfahrt ihr mehr darüber.

Das „Fritzing Creator Kit“ Das „Fritzing Creator Kit“ soll zum spielerischen Erlernen von technischen Fähigkeiten anregen.

Das „Fritzing Creator Kit“ Das „Fritzing Creator Kit“ enthält neben dem nötigen Material zum Selbstbauen eine umfangreiche Anleitung.

Der Strom von Menschen, der mittlerweile die TonHalle ausfüllt, treibt uns weiter. Das OpenLab Augsburg erregt unsere Aufmerksamkeit durch ein besonderes Flugobjekt: Einen Quadrokopter mit einem Gestell aus Holz, der per Fernbedienung gesteuert wird. Johannes vom OpenLab erklärt uns, dass Holz sich gut für einen Quadrokopter eignet, weil es günstig und robust ist.

Ein Quadrokopter aus Holz Am Stand des OpenLab Augsburg versteckt sich dieser Quadrokopter aus Holz zwischen allerlei Selbstgemachtem.

Johannes vom OpenLab mit seinem Holzkopter und Britta von Roboterwelt.de Johannes vom OpenLab Augsburg erklärt Britta von Roboterwelt.de, was es mit dem Holzkopter auf sich hat.

Kreativ und witzig geht es am Stand des Internet of Things Zürich zu. Dort haben wir unter anderem einen Maßkrug in der Hand, der bemerkt, wenn jemand anstößt, und daraufhin automatisch einen Tweet sendet. Ein anderer Krug weiß, wann er leer und es Zeit für Nachschub ist. „Smart Homer“, eine Plüsch-Figur der Fernsehfigur, schaltet durch seine Infrarot-Augen automatisch den Fernseher ein, wenn es Zeit für „Die Simpsons“ ist.

Zwei speziell präparierte Maßkrüge auf der Make Munich Das Oktoberfest darf in München nie fehlen. Natürlich sind diese beiden Maßkrüge auf der Make Munich keine gewöhnlichen: Sie können eine Verbindung zum Internet herstellen.

Noch verrückter geht es nicht? Doch: die Useless-Box am Stand der Watterott electronic GmbH ist der Inbegriff von Spaß an Technik. Legt man den Hebel auf der schwarzen Schachtel auf „On“, so fährt ein Deckel hoch und der Hebel wird wieder auf „Off“ gestupst. Das macht süchtig. Wir sind in unserem Element.


Natürlich haben wir eine Useless-Box direkt am Stand gekauft. Und vielleicht, aber auch nur vielleicht, werden wir diese demnächst verlosen. Mehr erfahrt ihr in unserem nächsten Newsletter.

Schließlich sprechen wir lange mit Bernhard Schipper von ScobyTec. Das junge Unternehmen präsentiert seinen Prototypen, eine Biker-Weste aus bakterieller Zellulose, verbunden mit Elektronik. Schipper erklärt uns, dass bakterielle Zellulose entschiedene Vorteile gegenüber Leder hat: Es ist probiotisch, nachhaltig und standortunabhängig, dabei aber genauso wasserabweisend und robust. Derzeit arbeitet ScobyTech an weiteren Prototypen und einer Veredelung des Materials. Ziel des Startups ist es, nächstes Jahr Partner für die Finanzierung zu gewinnen.

Bernhard Schipper von ScobyTec mit seiner Motorradweste aus bakterieller Zellulose Bernhard Schipper von ScobyTec ist Mitentwickler dieser Motorradweste aus bakterieller Zellulose.

Die Tonhalle ist über Stunden so voll, dass wir kaum durchkommen – und das, obwohl der November im München mit strahlendem Sonnenschein beginnt. Dort, wo man selbst kreativ werden kann, bilden sich die längsten Schlangen. Während es in den Werkboxen praktisch zugeht, befassen sich die Vorträge auf der Bühne mit theoretischen Aspekten der Maker-Szene wie der Finanzierung.

Kinder an einem Stand der Make Munich Auf der Maker- Messe gibt es für Groß und Klein einiges zu sehen.

Die Bühne mit der Leinwand für die Vorträge Das kostenlose Vortragsprogramm rundete die Messe ab.

Beherrscht wird das Angebot auf der Make Munich ganz eindeutig vom 3D-Druck. Geräte in allen Größen zeigen ihr Können beim Modellieren von Tierfiguren und Blumenvasen. Es gibt keinen Besucher, der nicht einmal seine Nase an der Scheibe plattdrückt und mit den Augen den millimetergenau gesteuerten Bewegungen des Druckers folgt.

Ein 3D-Drucker bei der Arbeit Präzise und flink lässt dieser 3D-Drucker eine blaue Figur entstehen.

Ein Grundtenor schwebt über der Messe: Der Verbindung aus Technologie und Do-it-yourself-Kultur gehört die Zukunft. Individuelle Objekte mit 3D-Druckern herzustellen und eigene Entwicklungen über Arduino beziehungsweise Rasperry Pi zu steuern, wird voraussichtlich schon in wenigen Jahren für die breite Masse möglich sein. Das Gleiche gilt damit unserer Ansicht nach auch für die Robotik: Unternehmen wie Zoobotics und Fritzing, die mit ihren Roboter-Bausätzen aus einfach zu verarbeitendem Material zum Selbstbauen anregen, treffen genau den Nerv der Zeit, in der „Marke Eigenbau“ massengefertigte Industrieprodukte immer mehr einholt.

Voller interessanter Eindrücke verlassen wir am frühen Abend die Tonhalle und freuen uns schon jetzt auf die nächste Maker-Messe. Doch jetzt heißt es erst einmal: Feierabend und Wochenende. Und damit das auch wirklich erholsam wird, verschwindet das Handy in der bunten Tasche von Handy-Auszeit, die aus metallisiertem Nylonvlies besteht und ein tragbares Funkloch aufbaut. Im Klartext: Ich bin dann mal raus.

Die Handyhülle von Handy-Auszeit, die ein tragbares Funkloch erzeugt.

Weitere Berichte über die MakeMunich 2014 findet ihr hier:

Vielen Dank an das Team von Make Munich, das diese Messe auf die Beine gestellt hat. Wir hatten eine richtig gute Zeit und freuen uns jetzt schon auf 2015.