Die Vorstellung von gefährlichen Robotern, die sich der Kontrolle ihrer menschlichen Schöpfer entledigen und zur Gefahr für eben diese werden, ist so alt wie der Roboter selbst. Zum ersten Mal verwendete der tschechische Schriftsteller Karel Ĉapek (1890-1938) in seinem Theaterstück „Rossums Universal Robots“ den Begriff des Roboters. Gegenstand der Handlung: Vom Menschen gebaute Roboter lehnen sich gegen ihre Erbauer auf und versklaven sie. Doch gibt es abseits der Fiktion eine reale Gefahr für den Menschen durch Maschinen mit künstlicher Intelligenz? Auf den ersten Blick scheint es diese nur im Reich der Fantasie zu geben. Ein Großteil der Roboter unserer Tage sind auf mehr oder weniger einfache Arbeitsschritte ausgelegte maschinelle Helfer. Jedoch gibt es immer mehr androide Roboter, die eine erstaunliche Autonomie im Treffen von Entscheidungen besitzen. Vor dem Hintergrund der rasanten Entwicklung in der Robotertechnologie ist die Vorstellung von Robotern, die einen eigenen Willen entwickeln und zur Bedrohung für Menschen werden, nicht undenkbar. Wie kann dies verhindert werden? Und welchen Gesetzen müssen Roboter folgen, damit eine reelle Gefahr für den Menschen ausgeschlossen ist? Um Antworten auf diese Fragen war der bekannte Science-Fiction-Autor Isaac Asimov bemüht. Er beschäftigte sich eingehend mit der Beziehung von Mensch und Roboter und entwarf dabei einen Verhaltenskodex für Roboter, die sogenannten Robotergesetze. Auch wenn seine Werke Fiktion sind, so haben sie dennoch die Wissenschaft und Robotik nachhaltig beeinflusst.
Vom Chemiker zum Science-Fiction-Autor
Isaac Asmiov wurde am 2. Januar 1920 in Russland geboren. Als er drei Jahr alt war, wanderte seine Familie in die USA aus. Er wuchs im New Yorker Stadtteil Brooklyn auf und war von klein an ein Vielleser – das Lesen brachte er sich im Alter von fünf Jahren selbst bei. Besonders hatten es ihm Science-Fiction-Bücher angetan, obgleich sein Vater ihm zunächst diese in seinen Augen nutzlose Literatur verbieten wollte. Doch der kleine Isaac konnte seinen Vater überreden und durfte weiter seinem Lesedrang nach derartigen Geschichten nachgehen. Er verschlang die Ausgaben von Magazinen wie „Amazing Stories“ oder „Science Wonder Stories“. Entgegen dem Wunsch seiner Eltern, die in ihrem Sohn einen kommenden Mediziner sahen, entschied sich Isaac Asimov für ein Studium der Chemie. Während seines Studiums begann er mit der Schriftstellerei und veröffentlichte 1939 seine erste Kurzgeschichte. In dieser Zeit kam der junge Akademiker auch mit der amerikanischen Science-Fiction-Szene in Berührung, deren Anhängerschaft in den 1930er Jahren stetig wuchs. Bevor er aber das Schreiben zu seinem Hauptberuf machte, sollte noch viel Zeit vergehen.
Asimovs Robotergeschichten und die Robotergesetze
1948 wurde Asimov Doktor der Biochemie und erhielt eine Stelle als Dozent an der Boston University. Doch schon 1958 gab er seine Lehrtätigkeit auf und widmete sich ganz der Schriftstellerei. Besonders seine Robotergeschichten erfreuten sich bei der Leserschaft großer Beliebtheit. Asimov beschäftigte sich aber auch intensiv mit dem Zusammenleben von Menschen und Robotern und entwickelte dabei die drei Gesetze der Robotik, die in der Kurzgeschichte „Runaround“ erstmalig Erwähnung fanden. In ihrer ursprünglichen Form lauten sie folgendermaßen:
- Ein Roboter darf einem menschlichen Wesen keinen Schaden zufügen oder durch Untätigkeit zulassen, dass einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird.
- Ein Roboter muss den Befehlen gehorchen, die ihm von Menschen erteilt werden, es sei denn, dies würde gegen das erste Gebot verstoßen.
- Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange solch ein Schutz nicht gegen das erste oder zweite Gebot verstößt.
Später erweiterte Asimov den Kodex in der Erzählung „Das galaktische Imperium“ um ein weiteres, das sogenannte nullte Robotergesetz: „Ein Roboter darf der Menschheit keinen Schaden zufügen oder durch Untätigkeit zulassen, dass der Menschheit Schaden zugefügt wird.“ Das nullte Gesetz stellte Asmiov als übergeordneten Grundsatz den anderen Regeln voran.
Mehr als 500 Bücher entstammen der Feder Asimovs. Neben den zahlreichen Science-Fiction-Geschichten verfasste er auch wissenschaftliche Werke, die Themen aus der Physik, Chemie und anderen Naturwissenschaften behandelten. 1983 zog er sich bei einer Bluttransfusion einen HIV-Virus zu, an dessen Folgen er am 6. April 1992 starb.
Inspiration für Pop-Kultur
Vor allem Filmemacher wurden von Asimovs Robotergeschichten inspiriert. Dem ersten Robotergesetz folgend, nicht durch Untätigkeit Schaden für menschliche Wesen zuzulassen, übernehmen Roboter beispielsweise in einer Folge der TV-Serie „Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“ (1965) die Kontrolle in einem Bergwerk, um die Menschen nach einer Auseinandersetzung davon abzuhalten, sich weiter gegenseitig zu schaden. Auch in dem Blockbuster „I, Robot“ (2004) – der Filmtitel ist zugleich der Titel einer Kurzgeschichtensammlung von Isaac Asimov – sind die Anleihen von Asimovs Grundregeln der Robotik offensichtlich: Im Chicago des Jahrs 2035 sind Roboter allgegenwärtig. Einer von ihnen wird zum Delinquenten und tötet einen Wissenschaftler. Der Polizist Del Spooner, gespielt von William Smith, will den Roboter dingfest machen, weil dessen Tat gegen die Robotergesetze, die im Film für alle Roboter gelten, verstoßen hat.
Robotergesetze als Grundgesetz für Roboter?
Auch auf die Wissenschaft hatte der berühmte Schriftsteller erheblichen Einfluss. So war es Asimov, der den Begriff der „Robotik“ erstmalig in der Geschichte „Runaround“ benutzte und somit prägte; ein Begriff, der sich in der Wissenschaft als Terminus für die Beschäftigung mit Robotertechnologien etabliert hat. Darüber hinaus dienen die Robotergesetze heutigen Programmierern als Richtschnur. Zwar ist es trotz des rasanten Fortschritts in der Erzeugung von künstlicher Intelligenz bislang noch nicht möglich, Roboter so zu programmieren, dass sie die Regeln von sich aus befolgen – die meisten Roboter unserer Zeit sind dafür schlichtweg zu simpel. Damit diese nicht zur Gefahr für den Menschen werden, nutzt man Sicherheitsvorrichtungen wie Stoßpuffer, Warnsignale oder ähnliches. Doch mit der steigenden Komplexität der Robotertechnologie könnte irgendwann mal die Zeit kommen, in der eine Ethik für Roboter vonnöten sein wird. Dann könnten Asimovs Robotergesetze zum Grundgesetz der Maschinen mit künstlicher Intelligenz werden.