7. Juli 2015

TechFounders: Wie Startups in München laufen lernen

Startups aufgepasst: Das UnternehmerTUM Center für Innovation und Unternehmensgründung der TU München hat im Rahmen ihrer Projekte das Programm TechFounders gestartet, bei dem es jungen Technologie-Startups ermöglicht wird, von den großen Playern der Industrie bei Ihren ersten Schritten begleitet zu werden. Wir haben mit Lorenz Hartung von den TechFounders gesprochen, um zu erfahren, was das Programm so besonders macht und wer sich dafür bewerben kann.

Dana Neumann: Herr Hartung, wer sind die TechFounders und wer ist ihre Zielgruppe?

Lorenz Hartung: TechFounders ist ein 3-monatiges Accelerator Programm in Garching bei München. Wir bringen Technologie-Startups mit Industriepartnern und Venture Capitalists zusammen.

Unser Fokus liegt vor allem auf Startups in der Seed und Early Stage Phase in folgenden Themengebieten: Automotive, 3D Printing, Automatisierung & Robotik, Financial Services, Cleantech, Industrie 4.0, Bildung, Software, Telekommunikation und Electronics.

Dana Neumann: Seit wann besteht das Programm und welche Auslöser haben dazu geführt?

Lorenz Hartung: TechFounders wurde Ende 2014 als Startup Accelerator der UnternehmerTUM gegründet. Auslöser war die konsequente Weiterführung der Strategie, innovative Startups mit etablierten Unternehmen kooperieren zu lassen. Der Nährboden ist gut: Die Industrie sieht den großen Mehrwert, mit kleinen agilen Teams Innovationen voranzubringen, die sie ab einem gewissen Reifegrad übernehmen können. Außerdem haben die Unternehmenspartner die Möglichkeit, die Produkte und Teams der Startups zu testen, bevor sie weiter integriert werden.

Dana Neumann: Wieso muss die Startup-Szene auf diese Weise gefördert werden und machen Tech-Startups dabei einen besonders fördernswerten Anteil aus?

Lorenz Hartung: Startups haben grundsätzlich den riesigen Vorteil, mit ihrer Agilität und Dynamik herausragende Innovationen herbeizuführen. Jedoch fehlt es den kleinen Teams oft an der notwendigen finanziellen Ausstattung, als auch an den Kontakten, Ihre Ideen bei den richtigen Ansprechpartnern in Großunternehmen zu platzieren. Hiervon sind besonders High-Tech Startups betroffen, die meistens im B2B Bereich angesiedelt sind. Die Kooperation mit einem etablierten und bekannten Unternehmen kann hier Wunder bewirken. Können Startups bekannte Unternehmen als Referenzkunden nennen, fällt der Vertrieb schon viel leichter. Bei der Anbahnung dieser Kontakte hilft ein Accelerator wie TechFounders.

Dana Neumann: Warum sollte sich ein Startup gerade bei Ihnen bewerben? Welche Anreize gibt es?

Lorenz Hartung: Ziel von TechFounders ist es, Startups auf die Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen vorzubereiten. Die Teilnehmer erhalten ein Budget in Höhe von €25.000, eigene Büroräume, Zugang zur 1.500 m² Prototypen-Werkstatt sowie intensives Mentoring und Coaching durch erfahrene Unternehmerpersönlichkeiten. Am Ende des 3-Monats-Programms findet der Demo Day statt, bei dem die Startups ihr Unternehmen vor mehr als 100 Investoren und Industrieentscheidern präsentieren. Was einzigartig ist: Startups müssen für all diese Leistungen keine Anteile am Unternehmen abgeben. Dies macht TechFounders einzigartig.

Bewerbungsschluss für die das nächste Programm ist am 24. Juli! Das neue Programm beginnt dann am 10. September.

Dana Neumann: Sie sagen, es gibt keine Vorrechte auf durch Startups im Rahmen der Kampagne entwickelte Innovationen. Auf den ersten Blick ist es schwer zu glauben, dass sich für die Partnerunternehmen keinerlei (wirtschaftliche) Vorteile ergeben sollen. Worin also liegen die Vorzüge für die mitwirkenden Unternehmen, Startups zu finanzieren?

Lorenz Hartung: Der Vorteil für unsere Partnerunternehmen, unsere Teams zu finanzieren, liegt in der Möglichkeit, die Startups vor dem Wettbewerb kennen zu lernen und mit ihnen drei Monate zusammen zu arbeiten. Nach dieser Phase kann man gut abschätzen wie das Startup arbeitet und welchen Nutzen das Produkt oder die Dienstleistung für das Partnerunternehmen hat. Wir haben uns auch bewusst gegen Vorrechte der Industriepartner entschieden, um hier eine Marktdynamik zu entwickeln – Wettbewerb beschleunigt ja bekanntlich das Geschäft!

Dana Neumann: Gibt es neben der BMW Gruppe, Bosch und Festo noch Partner im Hintergrund?

Lorenz Hartung: Nein, wir haben keine versteckten Industriepartner im Hintergrund. Siemens ist seit wenigen Wochen als vierter Industriepartner hinzugekommen. Weitere interessante Unternehmen könnten dieses Jahr noch folgen.

Dana Neumann: Und wie sehen die Bewerbungsmöglichkeiten für solche Industrieunternehmen aus? Legen Sie überhaupt Wert auf eine Erweiterung Ihrer Partner?

Lorenz Hartung: Wir begrüßen Bewerbungen von Industrieunternehmen und nehmen uns jeder Anfrage an. Unser Ziel ist es, dadurch die Kooperationsmöglichkeiten für die kommenden Startups zu erweitern.

Lorenz Hartung Lorenz Hartung beim Unternehmertag 2015 © TechFounders

Dana Neumann: Wie genau läuft das TechFounders-Programm ab, also was wäre ein typisches Szenario?

Lorenz Hartung: Die Startups laufen durch lehrreiche Team- und Einzelcoachings, beraten sich mit ihren Mentoren und gehen zu Workshops und Pitch Events. Zusätzlich unterstützen wir sie bei der Personalbeschaffung, bereiten sie auf die Investor Pitches vor und fungieren als Sparringpartner für die wichtigen Bereiche des Startups, wie z.B. Sales, Marketing, R&D und Organisationsentwicklung.

Sie bekommen durch TechFounders den Zugang zu Experten, Kunden, Investoren und strategischen Partnern. Der MakerSpace, unsere High-Tech Werkstatt, kann während den gesamten 3 Monaten genutzt werden, um Prototypen herzustellen und zu testen.

Am letzten Tag, dem Demo Day, pitchen die Startups vor Investoren und Partnerunternehmen.

Dana Neumann: Können sich nur nationale Startups bewerben oder akzeptieren sie Bewerbungen aus aller Welt?

Lorenz Hartung: Wir begrüßen und akzeptieren Bewerbungen aus aller Welt. Die Startups müssen jedoch während des Programms in den TechFounders Büros in Garching bei München arbeiten. Nur so können wir ein gutes Coaching gewährleisten.

Dana Neumann: Das bedeutet, es gibt zunächst keine grundsätzlichen Einschränkungen bei einer Bewerbung, abgesehen von der Branchenzugehörigkeit eines Startups und dessen Bereitwilligkeit, sich kurzzeitig in München niederzulassen. Doch was ist eigentlich für Sie besonders wichtig bei einem Bewerber? Welche Qualitäten müssen Startups unbedingt mitbringen (auch für die Zukunft)?

Lorenz Hartung: Das Startup muss durch ein Team und nicht nur durch eine einzelne Person betrieben werden. Auch wenn wir Startups, die zumindest zu einem unserer Industriepartner passen, präferieren, halten wir es uns offen, auch andere Startups aufzunehmen. Der Durchgang durch einen anderen Accelerator und eine vorherige Förderung von bis zu €2 Millionen ist kein Ausscheidungskriterium.

Unsere Präferenz sind Teams von zwei oder drei Gründern mit technischen und wirtschaftlichen Hintergründen. Wir nehmen jedoch auch rein technische Teams in TechFounders an. Generell nehmen wir an, dass ideale Teams sowohl aus einem technischen Mitbegründer und einem Mitbegründer aus der Wirtschaft bestehen.

Dana Neumann: Wie sieht es programmintern aus, besteht ein Wettbewerb zwischen den teilnehmenden Startups?

Lorenz Hartung: Nein, da die Produkte im aktuellen Programm sehr unterschiedlich sind. Intern bevorzugen wir natürlich keine der Startups, und zu den Industriepartnern ist der Kontakt schon sehr früh etabliert.

Dana Neumann: Wie viele der Teilnehmer sind am Ende erfolgreich? Oder anders gefragt, was müssen sie am Ende des Programms erreicht haben?

Lorenz Hartung: Bis jetzt sind alle Startups sehr erfolgreich. Die Startups müssen kein festgelegtes Ziel erreichen. Es geht in erster Linie darum, dass sie ihre Technologie und ihr Unternehmen in relevanten Bereichen verbessern, damit sie eine Anschlussfinanzierung erhalten und mit einem unserer Industriepartner weiter zusammen arbeiten.

Dana Neumann: Kommen wir zu ein paar Fakten. Wie viele Startups wurden bisher gefördert?

Lorenz Hartung: Wir beenden gerade unsere erste Runde, bei der 7 Startups mitgemacht haben.

Dana Neumann: Wie viel Kapital wurde bisher investiert?

Lorenz Hartung: Das können wir erst einige Monate nach Ende des ersten Batches sagen.

Dana Neumann: Wie wird ermittelt, welcher Partner für welches Startup am besten geeignet ist?

Lorenz Hartung: Wir stehen im ständigem Austausch mit unseren Partnerunternehmen und diskutieren die besten Bewerbungen, bis wir uns final entschieden haben, welches Startup zu welchem Partnerunternehmen passt.

Dana Neumann: Sie beenden im Juli Ihre erste Runde. Wo soll es danach hingehen? Was wäre ein optimales Szenario in z.B. den nächsten 5-10 Jahren für ihr Programm, aber auch für die Startup-Szene in Deutschland?

Lorenz Hartung: In 5 Jahren wollen wir in einer der größte Acceleratoren für Highttech-Startups sein. TechFounders genießt schon jetzt einen sehr guten Ruf dank tiefgreifender Kontakte zu einigen der Top-Unternehmen in Deutschland und der intensiven Zusammenarbeit mit den Startups. Diese Vorteile werden wir in den kommenden Monaten noch weiter ausbauen.

Dana Neumann: Zielen Sie auch darauf, erfolgreiche Startups zu eventuellen späteren Industriepartnern heranzuziehen?

Lorenz Hartung: Unser Ziel ist es, die Startups durch Kooperationen mit unseren Industriepartnern und Investitionen durch Investoren zu unterstützen. Die Startup-Teams können aber selber entscheiden, in welchem Ausmaß sie mit unseren Industriepartnern interagieren wollen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Industriepartner Kunde eines der Startups wird, ist jedoch relativ hoch.

Dana Neumann: Ist das Programm unbefristet geplant oder gibt es ein Enddatum?

Lorenz Hartung: TechFounders ist ein unbefristetes Programm.

Dana Neumann: Herr Hartung, ich danke Ihnen sehr für diese Gespräch.

Lorenz Hartung ist Managing Director von TechFounders, dem Accelerator Programm des UnternehmerTUM Centers für Innovation und Unternehmensgründung der Technischen Universität München. Der nächste Bewerbungsschluss für das Programm ist der 24. Juli 2015, sowohl nationale als auch internationale Startups der Branchen Automotive, 3D Printing, Automatisierung & Robotik, Financial Services, Cleantech, Industrie 4.0, Bildung, Software, Telekommunikation und Electronics können sich bis dahin noch für das Programm bewerben.