4. Mai 2015

The PLEN Project

In Japan stehen Roboter schon seit langem ganz hoch im Kurs. Die PLEN Project Company trägt ihren Teil bereits seit 2006 dazu bei und stellt ihren Unterstützern mit PLEN und PLEN2 die weltweit ersten Open-Source-Humanoiden zum Selbstdrucken zur Verfügung. Mit diesem Gastbeitrag möchte das junge Team sein Projekt auch unter deutschen Roboterfans bekannt machen.

Was ist der PLEN?

„PLEN“ ist ein druckbares, Open-Source-Roboterkit, das sich zusammensetzt aus dem Control Board, 18 Servomotoren und den Zubehörteilen, die ohne jegliches Expertenwissen oder spezielles Werkzeug miteinander verbunden werden können. Für den Aufbau benötigt der User einzig einen Schraubendreher. Unser Ziel ist es, mithilfe von PLEN die Beziehung zwischen Menschen und Technologie offener zu gestalten.

PLEN in Einzelteilen Das PLEN-Kit in Einzelteilen ©PLEN Project Company

Einmal zusammengestellt, lässt sich PLEN durch Android und iOS steuern, oder über Sensoren mittels vieler anderer Inputfaktoren, wie Gesten, Myoelektrik (Anmerk. d. Red.: durch biochemische Prozesse in den Muskelzellen erzeugt elektrische Spannung) und Gehirnwellen. PLEN kann sich hervorragend ausbalancieren und mit verschiedensten Bewegungen, wie z.B. Laufen, Tanzen, Aufstehen, Balltreten und dem Aufheben einer Box, umgehen. Außerdem sind komplexe Bewegungen wie Rollerskating oder Skateboarding möglich. Zusätzlich zu diesen Beispielbewegungen können User die Funktionen von PLEN eigenständig erweitern, da die Software als Open-Source verfügbar ist.

3D-Daten der Hauptkomponenten werden in den Formaten .stl, .iges und SolidWorks bereitgestellt, so dass User ihren eigenen Roboter individuell anpassen können. Für all diejenigen, die Interesse an Robotik haben, denen jedoch bisher der Zugang und Kontakt dazu fehlte, stellt PLEN damit einen wirklich „offen“ zugänglichen Roboter dar. User werden in der Lage sein, von PLEN als Plattform Gebrauch zu machen. Kinder können die Freude am Basteln erleben und damit spielen. Schüler haben die Möglichkeit, etwas über das Programmieren zu lernen. Für Technikexperten ist das Control Board ROS-unterstützend ausgerichtet. Auf diese Weise können sie ihren Roboter auch bis hin zu einer voll ausgebildeten Entwicklungsstufe programmieren.

PLEN Roboter in Aktion PLEN in der Öffentlichkeit ©PLEN Project Company

Warum druckbar und wieso ein Open-Source-Roboter?

Erinnert ihr euch noch an die Finanzkrise vor sieben Jahren? Komplizierte derivative Produkte zerstörten den Finanzmarkt. Zu diesem Zeitpunkt hat die Entwicklung und Produktion von Derivaten hauptsächlich hinter verschlossenen Türen stattgefunden. Wenn Personen außerhalb der Finanzindustrie über genug Wissen verfügt hätten, wären sie nicht in Panik ausgebrochen und das Desaster hätte möglicherweise besser kontrolliert werden können.

Heute sind wir umgeben von einer Vielzahl an Hightech-Produkten und Dienstleistungen, wie SNS, Big Data-Analyse, Künstliche Intelligenz, Smartphones, Smartwatch, Smart-irgendwas. Die meisten Technologien sind immer noch unzugänglich und viele Menschen bleiben passiv angesichts des technologischen Fortschritts oder haben zunehmend Angst um ihren Job aufgrund der Evolution von Robotern. Wir glauben fest daran, dass wissenschaftliche Technologie jeden in der Gesellschaft bereichern kann, wenn wir ihr auf positive Weise begegnen. Um eine aktive Einstellung zur Technologie aufzubauen, müssen wir sie kennen. Also erstellen wir PLEN damit Menschen Technologie lernen können.

Die Geschichte von PLEN

Der erste PLEN wurde der Welt 2006 präsentiert, kurz bevor iPhone, Twitter, Facebook und YouTube innerhalb der allgemeinen Öffentlichkeit populär geworden sind. Zu dieser Zeit galt PLEN mit 23 cm Höhe als der kleinste, zweibeinig laufende Roboter weltweit. Die 200 produzierten PLENs waren alle ausverkauft. Vom Tage seines Debüts an war PLEN ein Open-Source-Roboter. Sieben Jahre vergingen, und wir haben bemerkt, dass vernünftige 3D-Drucker weitverbreitet in Benutzung waren. Die „Maker-Bewegung“ hatte begonnen und die Zeit war reif für den nächsten Schritt. Wir entschieden 2013 mit der Entwicklung von PLEN2 zu beginnen. Das Konzept des neuen Roboters lautete „druckbarer Open-Source-Humanoid“. „Druckbar“ bedeutet, dass jeder User mit einem 3D-Drucker seinen eigenen Humanoiden bauen kann. Wir haben bereits das Basisdesign von PLEN2 und den Prototypen des Control Boards fertiggestellt. Deshalb haben wir im März 2015 unsere Crowdfunding-Kampagne gestartet.

PLEN als Spielzeug zum Lernen Mit PLEN lernen Kinder spielend die ersten Programmierschritte ©PLEN Project Company

PLEN2 ist kleiner als PLEN. Seine Größe liegt bei ca. 20 cm. Zusätzlich können wir PLEN2 zu einem vernünftigeren Preis anbieten. Der ursprüngliche PLEN kostet rund 2500 US-$. Auf der anderen Seite erhalten Unterstützer (der Kampagne) die Elektronik (Control Board, Servomotoren, Zubehörteile etc.) und die Daten der 3D-Bestandteile für PLEN2 für 499 US-$. Ein zusammengesetzter PLEN2, also ein komplettes Kit, können Unterstützer ab 699 US-$ erwerben. Der noch nicht zusammengebaute PLEN2-Roboter kostet 799 US-$.

Zukünftige Expansion

Der erste Satz an PLEN2 wird in diesem Jahr von August bis November an unsere Unterstützer ausgeliefert. Um die Innovationen der breiteren Community der Roboteruser einzufangen, sind wir dabei, eine Online-User-Community zu erstellen. Dort werden User in der Lage sein, ihre Ideen miteinander zu teilen, ein Netzwerk aufzubauen und ihre individuellen Roboter, Zusätze, Zubehörteile und Anwendungen zu demonstrieren und zu tauschen. Darüber hinaus planen wir gemeinsam mit verschiedenen Partnern ein Bildungsprogramm rund um PLEN2. Der erste Prototyp wird die „Visuelle Programmiersprache (wie Scratch) für PLEN2 auf Tablets“ sein, und um diese zu testen, werden wir im Juni zusammen mit einigen Grundschulen in Japan Versuchsseminare abhalten.

PLEN2 im Labor Ein PLEN2 wird geschaffen ©PLEN Project Company

Das Team

Unser Team ist sehr klein. Natsuo Akazawa, Geschäftsführer und Gründer der PLEN Project Company, ist verantwortlich für die Technologie, Forschung und Entwicklung sowie die Produktion. Er ist seit über zehn Jahren im Bereich Bildungsarbeit für Robotik tätig. Er hat vor vier Jahren die Abteilung für Robotik an einer technischen Hochschule in Japan gegründet und außerdem jeden Monat Robotik-Workshops für Kinder veranstaltet.

Naohiro Hayaishi, Technischer Direktor, ist ein Roboterpionier und erfahrener technischer Geschäftsführer. Er hat mehr als 11 Jahre Erfahrung auf den Gebieten Softwareentwicklung und Elektronikdesign, und über sechs Jahre Erfahrung im Bereich Prozessordesign mit FPGA (Field Programmable Gate Array). Seit 2004 hat er unzählige Roboter, Heimsensorsysteme und Brain Machine-Systeme entwickelt.

Atsuhiko Tomita, geschäftsführender Gesellschafter der PLEN Project Company, leitet die Bereiche Verkauf und Marketing, PR sowie Finanzierung und Geschäftsentwicklung. Als Finanzierungstechniker und –händler arbeitete Atsuhiko 15 Jahre lang im Investmentbanking und hat nun den Sprung in die Welt der Robotik gewagt. Außerdem haben sich uns mehrere Spezialisten angeschlossen, um unser PLEN-Projekt zu unterstützen.

Die Mission, die wir verfolgen, benötigt langfristiges Engagement und maximale Bemühungen. Wir sind sehr darauf aus, zu beweisen, dass motivierte Menschen etwas Einzigartiges, etwas Großartiges und etwas Wertvolles erreichen können. Wir haben jede Menge zu tun. Allerdings sind wir ein sehr kleines Team. Aus diesem Grund brauchen wir eure Hilfe, um der Welt PLEN2 zu bringen und die Community wachsen zu lassen. Wir sind auf dem Weg zum finalen Wochenende unserer Crowdfunding-Kampagne. Bitte unterstützt uns bei unserem Ziel einer Zukunft, in der jeder seinen/ ihren eigenen humanoiden Roboter kreieren kann.

PLENs technische Spezifikationen PLEN2: Die technischen Spezifikationen ©PLEN Project Company

Gastbeitrag von
Natsuo Akazawa, Geschäftsführer und Gründer der PLEN Project Company
(aus dem Englischen übersetzt von Dana Neumann)
Ausführliche Informationen: PLEN Project Company, PLEN bei Kickstarter