Markus Fleige ist Projektleiter der
WRO in Deutschland. © Markus Fleige
Sebastian Scholtysek: Herr Fleige, wie zufrieden sind Sie und das gesamte Team von TECHNIK BEGEISTERT e.V. mit dem Gesamtverlauf der diesjährigen WRO?
Markus Fleige: Ich bin sehr zufrieden. Im Vergleich zu unserem Start im Jahr 2012 haben wir die Anzahl an Teams bis in dieses Jahr mehr als verzehnfacht. Das ist ein tolles Ergebnis und das Resultat von viel Engagement und der Hilfe unserer klasse Partner. In diesem Jahr gab es 19 regionale Vorentscheide zum Finale. Das ist schon eine ganze Menge, jedoch gibt es immer noch viele Schulen, die eine weite Anreise haben oder aufgrund der Distanz noch nicht teilnehmen können. Auch nehmen wir das Feedback von den Team-Coaches, die wir bei den regionalen Events befragen, sehr ernst und haben – wie in jedem Jahr – eine Liste mit Punkten, die wir in den nächsten Monaten abarbeiten, um die Qualität des Wettbewerbs weiter zu steigern.
Sebastian Scholtysek: Was waren die Highlights beim WRO-Finale?
Markus Fleige: Die Dimensionen des Events an sich: Über 100 Teams aus vielen Teilen Deutschlands und erstmals ein WRO Finale über zwei Tage. Besonders gefreut haben wir uns, dass wir dieses zum ersten Mal in einer großen Halle durchführen konnten. Dadurch konnte eine ganz neue Atmosphäre erzeugt werden. Auch kamen die verschiedenen Wettbewerbskategorien bei der WRO – mittlerweile sind es ja drei Kategorien – besser zur Geltung und es war leichter für die Besucher, sich einen Überblick zu verschaffen. Weiterhin war es eine besondere Ehre, dass wir bei der Siegerehrung sowohl den Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, Ullrich Sierau, wie auch Sylvia Löhrmann, Ministerin für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, begrüßen durften. Frau Löhrmann hat in diesem Jahr zudem die Schirmherrschaft für das Event übernommen.
Sebastian Scholtysek: In diesem Jahr wurde zum ersten Mal ein Wettbewerb in der Football Category ausgetragen. Wie ist das Turnier Ihrer Meinung nach verlaufen?
Marks Fleige: Jedes Team hatte sechs Spiele gegen zufällig geloste Gegner und wir haben die Ergebnisse wie in der Fußball-Bundesliga in einer Tabelle gewertet. Sowohl die Teams als auch wir empfanden diese Art der Austragung als besonders fair. Und wir haben wirklich starke Spiele gesehen. Vor allem für die Zuschauer sind fußballspielende Roboter eine Attraktion – besonders in einer so fußballverrückten Stadt wie Dortmund. Die Regeln beim Roboterfußball sind manchmal nicht ganz einfach. So mussten unsere Schiedsrichter einige Male ins Geschehen eingreifen, wobei sie sich dabei nicht unbedingt beliebt machten. Aber das kennt man ja vom richtigen Fußball. Aufgrund der Erfahrungen, die wir dieses Jahr sammeln konnten, werden sowohl wir als Organisatoren mit unseren Schiedsrichtern als auch die Teams in den nächsten Jahren noch besser auf die Football Category eingestellt sein.
Sebastian Scholtysek: Sind neue Kategorien geplant? Und welche weiteren Kategorien sind denkbar?
Markus Fleige: Auf internationaler Ebene gibt es vier Kategorien. In den Wettbewerben in Deutschland haben wir derzeit drei, also ist eine weitere noch denkbar. Dabei geht es um ein Programm für ältere Jugendliche bis ins Studentenalter. Wie bei jedem „Neustart“ ist einiges an organisatorischer Vorbereitung nötig. Die Erfahrung haben wir bereits mit der Einführung der Football Category gemacht. Daher kann ich noch nicht sagen, ob wir im nächsten Jahr schon wieder etwas Neues hinzunehmen. Allzu lange wird es aber nicht mehr dauern.
Auf jeden Fall möchten wir im nächsten Jahr alle anderen drei Kategorien weiter ausbauen und nach dem Pilotwettbewerb für Roboterfußball diese Kategorie auch bei ein paar regionalen Wettbewerben anbieten. Zudem wird die Open Category gerade erst richtig bekannt.
Sebastian Scholtysek: Die Teilnehmerzahl ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Glauben Sie, dass dieser Trend auch in Zukunft anhalten wird?
Markus Fleige: Es wäre utopisch zu glauben, dass das Wachstum in dieser Geschwindigkeit und in diesen Zuwachsraten weitergeht. Darüber sind wir uns schon bewusst. Allerdings wissen wir um die Vielfältigkeit der WRO mit den zahlreichen Kategorien und Altersklassen und haben noch einige Ideen, wie wir das Programm in den nächsten Jahren weiterentwickeln können. Wie andere Robotik-Initiativen und Wettbewerbe profitieren wir davon, dass Roboter zunehmend wichtiger und präsenter werden. Dies wird zweifelsfrei dazu beitragen, dass Programme wie die WRO weiter an Fahrt gewinnen.
Sebastian Scholtysek: Wie zufrieden sind Sie mit der Zuschauerresonanz und dem Interesse der Medien?
Markus Fleige: Damit sind wir zufrieden, auch wenn man da immer noch mehr machen kann. In diesem Jahr hatten wir eine gute Begleitung durch die Presse, gerade beim Deutschlandfinale. Dies haben wir nicht zuletzt der Unterstützung von Frau Ministerin Löhrmann zu verdanken. Ich würde mich freuen, wenn die WRO auch mal Platz in den Nachrichten großer Medienanstalten bekäme. Dies haben sich die zahlreichen MINT-Initiativen, die es in Deutschland mittlerweile gibt, ohne Zweifel verdient. Beispielsweise: „Breaking News: 18 Teams fliegen im November zur Roboter-WM nach Katar.“ Dies könnte noch mehr Zuschauer zu den Events locken, auch wenn unsere Partner bei den lokalen Wettbewerben da schon eine tolle Arbeit leisten und oft viele Zuschauer vor Ort sind.
Sebastian Scholtysek: In den neuen Bundesländern gab es mit dem Turnier in Chemnitz lediglich einen Vorentscheid. Was sind die Gründe hierfür? Wird es im nächsten Jahr mehr Qualifikationsturniere im Osten der Republik geben?
Markus Fleige: Die Gründe dafür sind ganz einfacher Natur: Unsere Vereinsmitglieder kommen zum größten Teil aus NRW und Rheinland-Pfalz, auch wenn wir mittlerweile an vielen verschiedenen Orten studieren. Daher haben wir uns zunächst auf die Ausweitung in unserer Umgebung konzentriert; weitere Standorte beispielsweise im Süden und Süd-Osten kamen dann über Kontakte hinzu. Derzeit sind wir dabei den Standort Chemnitz mithilfe eines Schulprojekts zu stärken und versuchen auf diese Weise, mehr Teilnehmer zu motivieren. An ein paar anderen Orten im Osten der Republik sind wir im Gespräch. Ob das schon für 2016 klappt, kann ich noch nicht sagen. Gerne dürfen sich bei uns weitere interessierte Einrichtungen melden, die in diesen Gebieten einen WRO-Wettbewerb organisieren möchten, seien es Schulen, Universitäten oder andere Institutionen.
Sebastian Scholtysek: Welche Ziele hat sich das Organisationsteam der WRO für die Zukunft gesteckt?
Markus Fleige: Wir werden unser ehrenamtliches Team bald weiter vergrößern. Einige ehemalige WRO Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben bereits gefragt, ob sie uns unterstützen können, worüber wir uns sehr freuen. Unser großes Ziel ist es, die Welt nach Deutschland einzuladen und das WRO-Finale hier zu organisieren und durchzuführen. Viele WRO-Partner trauen uns das bereits jetzt ohne Probleme zu, jedoch sind für ein solches Event noch einmal ganz andere Sponsoring-Summen nötig. Daher haben wir uns auch noch kein festes Datum für dieses Ziel gesetzt.
Sebastian Scholtysek: Vielen Dank für das Interview!