Wie die 7. Achse von ABB & Regal Rexnord Fertigung neu definiert
von Roboterwelt Redaktion 13. August 2025
Mit der Integration einer 7. Achse in ihre Robotersysteme eröffnen ABB und Regal Rexnord neue Möglichkeiten für die smarte Automatisierung großer Produktionsumgebungen. Die bewegliche Linearschiene erweitert nicht nur die Bewegungsfreiheit klassischer Industrieroboter, sondern senkt auch Investitions- und Platzbedarf. Ein Innovationssprung für effizientere, flexiblere Fertigungslösungen – besonders dort, wo Schnelligkeit und Umrüstbarkeit zählen.
Erweiterte Mobilität für Produktionsroboter
Die klassische Sechsachs-Kinematik von Industrierobotern deckt ein breites Spektrum an Bewegungsanforderungen ab. Doch sobald größere Bauteile oder ausgedehnte Arbeitszellen bedient werden sollen, stößt diese Struktur an ihre Grenzen.
Die von ABB und Regal Rexnord gemeinsam entwickelte 7. Achse – eine Linearführungseinheit – verwandelt stationäre Roboter in mobil verfahrbare Systeme. Damit gelingt eine signifikante Reichweitenverlängerung ohne Systembruch in der Steuerung und Integration.
Wer hinter der Innovation steht
ABB zählt zu den weltweit führenden Akteuren im Bereich der Industrierobotik. Das Unternehmen legt besonderes Augenmerk auf nahtlose Softwareplattformen, digitale Zwillinge und ergonomische Bedienführung.
Regal Rexnord, spezialisiert auf Motion-Control-Lösungen, bringt über seine Tochtermarke Thomson Industries Lineartechnologie ein, die sich durch modulare Bauweise, industrielle Robustheit und präzise Steuerbarkeit auszeichnet.
Diese Partnerschaft fokussiert sich auf eine einsatzbereite, vollständig integrierte Linearachsenlösung für ABB-Roboter mit OmniCore-Steuerung.
Das steckt hinter der 7. Achse
Die siebte Achse besteht aus einem Linearmodul (Track), kombiniert mit Antriebseinheit, Encoder, Leistungselektronik und Sicherheitskomponenten. Die zentrale Innovation liegt in der vollständigen Kombinierbarkeit mit dem digitalen ABB-Ökosystem, insbesondere der Simulations- und Engineering-Umgebung RobotStudio.
Technologische Merkmale des Thomson Movopart (MLS)-Systems:
Hohe Lastaufnahme bis mehrere Hundert Kilogramm
Erweiterbare Modularchitektur für unterschiedliche Verfahrwege
Präzisionsführung über robuste Kugelumlauf-Elemente
Integrierte Endlagenüberwachung und Sicherheitsfunktionen
Vorteile gegenüber stationären Systemen
Die Integration der Linearachse bietet konkrete Mehrwerte auf verschiedenen Ebenen:
Wirtschaftlich:
Einsparung mehrerer Roboterstationen durch erweiterten Bewegungsbereich
Geringerer Platzbedarf durch mobile Roboterzellen
Schnellere Umrüstung bei Produktwechsel dank Digitalzwilling
Prozessseitig:
Bedienung mehrerer Stationen durch einen Roboter
Gleichmäßige Auslastung der Ressourcen
Hohe Wiederholgenauigkeit auch entlang großer Strecken
Typische Einsatzfelder in der Industrie
Die 7-Achs-Erweiterung eignet sich dort, wo Ausdehnung, Flexibilisierung und Automatisierungsgrad eine zentrale Rolle spielen. Typische Anwendungsbereiche sind:
Palettieren und Kommissionieren über mehrere Palettenplätze
Schweißapplikationen entlang großformatiger Baustrukturen
Lackier- und Beschichtungsprozesse mit großer Bauteillänge
Verpackungslinien mit wechselnden Formaten
Besonders vorteilhaft ist die Lösung für Aufgaben, in denen Roboter sich entlang einer Fertigungsstrecke bewegen müssen, etwa in Linienmontagen mit variablen Taktzeiten.
Technologische Integration und Steuerung
Ein Schlüsselelement ist die Verbindung der mechanischen Komponente mit der ABB-Softwarearchitektur. Die Steuerung erfolgt direkt über OmniCore, wodurch zusätzliche Antriebscontroller entfallen. Die Linearführung erscheint als native Achse im digitalen Modell.
Vorteile der OmniCore-Integration:
Gemeinsame Pfadplanung für Roboterarm und Führungsachse
Digitaler Zwilling in RobotStudio zur präzisen Offline-Programmierung
Integrierte Sicherheits- und Diagnoseschnittstellen
Einfache Inbetriebnahme per Software-Assistenten
Marktpotenzial und strategische Positionierung
Der Markt für mobile Robotiksysteme weist starke Wachstumszahlen auf. Für modulare Produktionssysteme werden Lösungen benötigt, die sowohl skalierbar als auch konfigurierbar sind. ABBs Out-of-the-Box-Ansatz mit Regal Rexnord erfüllt genau diese Anforderung.
Vergleich: Anbieter von 7-Achs-Systemen
Hersteller | Systemkomponente | Integrationsgrad |
---|---|---|
ABB & Regal Rexnord | Movopart MLS + OmniCore | Vollständig integriert |
KUKA & Güdel | TrackMotion Floor | Externe Anbindung |
FANUC + 3rd Party | LR Mate + Gleitschiene | Bedingt kompatibel |
ABB differenziert sich durch eine zentrale Steuerplattform und nahtlosen Softwarezugang.
Relevanz für die Zukunft der Produktion
Flexibilität ist der Schlüssel zur produktiven Fertigung unter Bedingungen hoher Variantenvielfalt. Die 7. Achse wird deshalb zum strategischen Baustein für modulare Zellenarchitekturen. Insbesondere in Kombination mit KI-basierter Pfadoptimierung und realzeitfähiger Zustandserfassung eröffnen sich neue Möglichkeiten der Prozesssteuerung.
Die Grenze zwischen stationärer und mobiler Robotik verschwimmt zunehmend. ABB adressiert dies mit seinem Ansatz der rekonfigurierbaren Zellen, in denen Bewegungsachsen austauschbar oder zusätzlich aktiv geschaltet werden können.
Herausforderungen und Bewertung
Trotz aller Vorteile sind auch kritische Aspekte nicht zu vernachlässigen:
Höherer mechanischer Wartungsbedarf durch bewegliche Elemente
Erforderliche Anpassung der Sicherheitstechnik bei bewegten Robotereinheiten
Abhängigkeit von reibungslos funktionierender Sensorik und Software
Kostenintensiv ist die Lösung nur dann, wenn Planung, Simulation oder Integration nicht optimal durchgeführt werden. Durch das ABB-Ökosystem lassen sich diese Risiken jedoch deutlich begrenzen.
Fazit
Die Erweiterung von Industrierobotern um eine siebte Achse ist keine bloße mechanische Ergänzung. Sie bildet die Voraussetzung für agile, wandlungsfähige Fertigungssysteme – insbesondere dort, wo Produktionslinien im Wandel sind oder hohe Variantenvielfalt gefordert ist.
ABB und Regal Rexnord zeigen mit ihrer Partnerschaft, wie solche Systeme technologisch ausgereift und wirtschaftlich integriert werden können. Für Unternehmen mit Bedarf an flexibler Automatisierung ist die 7. Achse ein zukunftsweisender Baustein der Produktionsstrategie.
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Die strategische Allianz zwischen ABB und Regal Rexnord bringt eine vollständig integrierte 7-Achs-Lösung für Industrieroboter auf den Markt. Durch den Einsatz einer verfahrbaren Linearachse (z. B. Thomson Movopart) lassen sich Arbeitsbereiche erweitern, Stationen bündeln und Produktionsprozesse agiler gestalten. Die technische Umsetzung überzeugt durch vollständige Integration ins ABB-Ökosystem – von OmniCore-Steuerung bis RobotStudio-Simulation. Besonders attraktiv ist das Konzept für produzierende Unternehmen mit Bedarf an skalierbarer Automatisierung und modularen Roboterzellen.
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Roboterwelt Redaktion